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Betroffene Chronisch Entzündlicher Darmerkrankungen: „Wir wollen einfach mehr Lebensqualität“

Tausende Betroffene leiden unter Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen. Darüber sprechen fällt jedoch bis heute schwer.

Am 19. November ist internationaler Welttoilettentag. Was für die meisten lustig klingt, hat für viele einen ernsten Hintergrund. Denn rund 80.000 Menschen leiden in Österreich unter Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. „Diese Entzündungen können unterschiedliche Abschnitte des Darms befallen und auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein, von mild bis wirklich lebensbeeinträchtigend“, erklärt Michael Schleicher, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie im Talk auf KURIER TV.

Die Beschwerden gestalten sich bei Betroffenen unterschiedlich. Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfe, Gewichtsschwankungen, chronische Erschöpfung und eben auch der sogenannte imperative Stuhlgang, also das dringende Bedürfnis nach einer Toilette. Daher nimmt diese auch einen großen Stellenwert im Leben von Patientinnen und Patienten ein, wie Evelyn Groß, selbst Betroffene und Präsidentin der Österreichischen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (ÖMCCV) erklärt: „Am sichersten würde ich mich fühlen, wenn ich die Toilette immer im Schlepptau hätte. Es klingt vielleicht witzig, aber es ist unsere Lebensrealität. Betroffene isolieren sich oft, weil sie lieber zu Hause bleiben, als zu riskieren, keine Toilette zur Verfügung zu haben.“

Vertrauen

Die Therapien sind zum Glück fortgeschritten und es gibt verschiedene Formen. „Moderne Therapien schenken vielen CED-Betroffenen Hoffnung auf einen Krankheitsstillstand bzw. Remission, die mit einer Abheilung der Darmschleimhaut einhergehen kann. Große Fortschritte in der Behandlung brachte der Einsatz von Biologika. Darüber hinaus gibt es nun weitere Therapiemöglichkeiten wie Interleukine oder Small Molecules, z. B. sogenannte JAK-Inhibitoren, die schnell und lang anhaltend zu mehr Lebensqualität verhelfen können“, so Schleicher. Essenziell für den Therapieerfolg ist aber auch ein offenes und vertrauensvolles Verhältnis zur behandelnden Ärztin oder Arzt. „Es gibt keine blöden Fragen oder komische Symptome. Es muss sich niemand schämen“, betont der Experte.

Für viele Betroffene ist das aber nicht einfach. Das Thema ist noch immer schambehaftet und gilt vielerorts als Tabu. „Wir wollen einfach mehr Lebensqualität“, sagt Groß und pocht auf mehr Awareness (siehe rechts). Betroffene müssen wissen, dass man damit leben zu kann. „Man bekommt den Rucksack mit der Diagnose umgehängt, aber mit neuen Therapien und einem vertrauten Verhältnis zur Ärztin oder zum Arzt kann man die Situation bestmöglich managen.“

Den ganzen Talk finden Sie hier: