Sport & Bewegung
„Ich kann doch nicht laufen gehen, wenn ich ständig auf die Toilette muss!“ oder „Für Sport fühle ich mich viel zu schwach.“ – so denken viele Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. In akuten Phasen kann es durchaus sein, dass Sport nicht angebracht ist. Aber in schubfreien Zeiten kann er eine richtige Wohltat sein. Warum das so ist, wann du deine sportlichen Aktivitäten besser aussetzen solltest und welche Sportarten sich besonders anbieten, erfährst du hier.
Sport und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) schließen sich keineswegs aus. Die Wirkung von regelmäßigem Sport auf CED ist nur bisher kaum erforscht. Einig ist sich die Wissenschaft jedenfalls in einem Punkt: Sport löst keine Schübe aus.
Vielmehr mehren sich die Hinweise, dass sich regelmäßige Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken kann, denn sie bringt viele Vorteile mit sich:
- Stärkung des Immunsystems: Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems. So interpretiert das Immunsystem harmlose Bakterien und Stoffe als gefährlich und reagiert mit einer Entzündung. Je stärker das Immunsystem ist, umso mehr Abwehrzellen enthält es. Und umso besser kann es mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa umgehen.
- Steigerung des Wohlbefindens: Sport stärkt Muskulatur, Gelenke, Sehnen, Bänder und Knochen. Er verbessert die Durchblutung und wirkt sich positiv auf Stoffwechsel, Blutdruck und Atmung sowie auf das Herz-Kreislauf-System aus. Nicht zuletzt bringt er ein besseres Körpergefühl mit sich.
- Positive Auswirkungen auf die Psyche: Das Gehirn schüttet beim Sport Glückshormone aus, gleichzeitig baut es Stresshormone ab. Beides hebt die Stimmung, kann Ängste lindern und das Selbstvertrauen steigern. Nach dem Sport fühlt man sich einfach gut! Vielleicht hilft es, sich dieses gute Gefühl in Erinnerung zu rufen, wenn der innere Schweinehund mal wieder zu laut bellt.
Worauf du beim Sport achten solltest
Bei allen sportlichen Aktivitäten gilt es, auf deinen eigenen Körper zu hören und nicht zu übertreiben! Sebastian Kneipp, der Vater der Wasserkur, bringt es auf den Punkt: „Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.“
Wie viel Sport du treiben solltest und was es zu vermeiden gilt, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren wie dem Schweregrad deiner Erkrankung, von Begleiterkrankungen, Komplikationen und der individuellen körperlichen Verfassung ab. In akuten Phasen solltest du es auf jeden Fall langsam angehen oder die sportlichen Aktivitäten ganz einstellen, wenn du dich zu schwach dafür fühlst. Zudem tragen Trainingspausen zur Regeneration bei! Ein paar Grundregeln, die du auf jeden Fall beachten solltest:
- Sport nach Operationen im Bauchraum: Vermeide Sportarten, die buchstäblich auf den Bauch gehen! Von Sit-Ups bis zu Ballsportarten, bei denen der Ball die Körpermitte treffen könnte.
- Medikamente und Sport: In seltenen Fällen kann die langfristige Einnahme von Kortikoiden zu Osteoporose (Knochenschwund) führen. In diesen Fällen bieten sich schonende Sportarten wie Schwimmen an. Wenn du Ciclosporin einnimmst, solltest du darauf achten, genügend Magnesium zu dir zu nehmen, denn die Therapie führt zu Magnesiummangel.
- Sport bei künstlichem Darmausgang (Stoma): Auch mit Stoma ist Sport möglich! In der Zeit nach der Operation sollte der Bauchraum allerdings geschont werden und auch später solltest du äußere Einwirkungen auf die Bauchmuskulatur vermeiden.
- Sport bei Begleiterkrankungen: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können sich auch außerhalb des Verdauungsapparats zeigen, zum Beispiel an den Gelenken oder der Leber. Dann solltest du größere Anstrengungen und gelenksbeanspruchende Sportarten wie Laufen meiden.
Wie so oft im Leben gilt auch hier „Probieren geht über Studieren“! Nur so kannst du feststellen, was dir liegt und Spaß macht. Lass dich von eventuellen Anlaufschwierigkeiten nicht abschrecken, denn aller Anfang ist schwer. Beginne langsam und steigere dich Schritt für Schritt. Und denke daran, dass sich regelmäßige Bewegung nicht nur positiv auf dein Körpergefühl und Wohlbefinden auswirkt. Es trägt auch dazu bei, dass du mit Stress besser umgehst und stärkt dein Selbstbewusstsein. Auch das sind Faktoren, die deinen Umgang mit deiner chronisch-entzündlich Darmerkrankung (CED) positiv beeinflussen.
Unsere Tipps zu mehr Bewegung:
- Sport im Team: Wer sich alleine nicht aufraffen kann, sollte es mal mit Teamsport probieren, denn dieser macht Spaß und man motiviert sich gegenseitig. Ein weiterer Vorteil ist, dass du unter Leute kommst. Auch einige Selbsthilfegruppen organisieren gerne gemeinsam sportliche Aktivitäten.
- Bewegung unter freiem Himmel: Frische Luft ist gut für Körper und Seele und Bewegung an der frischen Luft umso mehr! Egal ob Laufen, Tennis oder Fitness im Park. Möglichkeiten gibt es genügend.
- Yoga, Tai-Chi & Co.: Wer an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leidet, weiß, dass auch die Psyche mitleidet. Sportarten, die auf Entspannung abzielen, wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong sind eine Wohltat für Körper und Psyche.
- Fitnesstraining: Ein ausgewogenes Fitnessprogramm mit Kraft- und Ausdauertraining stärkt Muskeln und wirkt sich positiv auf viele Körperfunktionen aus.